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Vortragsreihe Pflege zu Hause: Gemeinsam leichter durchs Leben

„Ich bin nicht alleine, das ist gut zu wissen“, so kommentiert eine Teilnehmerin ihren Besuch der Info-Veranstaltung „Sorge, Pflege und die eigene Gesundheit“ des Kontaktbüros Pflege-Selbsthilfe c/o KISS Mainz. Bei den fünf Veranstaltungen regional vor Ort kommen die Teilnehmer*innen schnell ins Gespräch. Angehörige, die Nahestehende zu Hause versorgen oder pflegen setzen sich auseinander mit Belastung, Stress, Widerstandskraft und der eigenen Gesundheit. Die Veranstaltungsreihe informiert über den Austausch in Pflege-Selbsthilfegruppen. 

Psychische Gesundheit und Stress für pflegende Angehörige 
Menschen, die andere pflegen erfahren chronisch Stress und sind körperlich und seelisch höheren Belastungen ausgesetzt. Das berichtet Referentin Svenja Palm, Psychologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) des Landeskrankenhauses (AöR). Sie beschäftigt sich mit Stressbelastung und Resilienzfaktoren im Alltag von pflegenden Angehörigen. Die häusliche Pflege-Situation ist auf einem hohen Level unvorhersehbar und unkontrollierbar, berichtet Svenja Palm, sie beeinflusst andere Lebensbereiche erheblich.

Stressauslöser erkennen
Risikofaktoren für Stress liegen zum Beispiel in einer hohen Stundenzahl, auch nachts, in der Pflegende betreuen und Verantwortung übernehmen. Auch soziale Isolation/Einsamkeit, die Einschränkung eigener Bedürfnisse, wenig Unterstützung aus dem sozialen Umfeld und finanzielle Sorgen können bei Pflegenden für Stress auf Dauer sorgen. 

Selbstfürsorge first - zuerst an sich denken
Der Gedanke, auch an sich selbst zu denken ist vielen Angehörigen fremd. Entlastung und Unterstützung braucht doch vor allem der Pflegebedürftige – oder? Wie wichtig es für Angehörige ist, gut für sich zu sorgen erläuterte Svenja Palm am Beispiel einer Notsituation im Flugzeug: Die Anweisung des Flugpersonals lautet, zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske aufzuziehen, da es sonst nicht mehr möglich ist, anderen zu helfen. Sie erläuterte die unmittelbaren körperlichen und seelischen Auswirkungen von Stress, der langfristig zu Erschöpfung und Krankheit führt. Krankheit und Stress gehen Hand in Hand. 

Was stresst mich? Was tut mir gut?
Die Teilnehmer:innen überlegten gemeinsam, welche persönlichen Auslöser sie unter Stress setzen und berichteten von Belastungen aus dem Pflegalltag. Im Austausch besprachen sie Erfahrungen und Möglichkeiten, die sie persönlich entlasten und Stress vermindern. Ob die Situation tatsächlich zur Überforderung und Gefährdung der eigenen Gesundheit führt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder bewertet Stressfaktoren unterschiedlich. Je nach vorhandenen Ressourcen, zu denen die eigene Verfassung, aber auch Erholung, ein gutes Miteinander zu Hause, Ausgleich und soziale Beziehungen gehören, können Stressfaktoren abgefangen werden.

Mit den vielen Unwägbarkeiten nicht allein
Viele Angehörige erkennen sich selbst nicht als „pflegend“ an, da sie keine körperliche Pflege übernehmen. Aber sie leisten neben Betreuung und Versorgung auch Unterstützung im Alltag, auch bei Bank-, Versicherungs-, Behördenangelegenheiten, im Haushalt, beim Einkauf oder bei der Begleitung zum Arzt. Häufig ist es nicht absehbar, über welchen Zeitraum die Pflege-Situation besteht. Viele Angehörige versorgen und pflegen über Jahre. Plötzliche Veränderungen, Trauer über die Veränderung von Partner:innen oder von Eltern oder Kindern  - die Herausforderung alles zu bewältigen ist riesig.  Im Austausch über eigene Erfahrungen, Bedürfnisse und Ressourcen können Angehörige miteinander in der Gemeinschaft neue Perspektiven entwickeln und gegenseitig von Erfahrungen lernen.

Die Teilnehmer:innen treffen sich zu regelmäßigem Austausch in Pflege-Selbsthilfegruppen.